Für die in Süddeutschland geplante MATRAC bot sich das Bestehen Rhein Controls für die Einrichtung in der Luftverteidigungsstelle im Bunker ERWIN bei Börfink oder auf dem Erbeskopf an. Denn damit war sowohl die Nähe zur zivilen Flugverkehrszentrale als auch die zur Luftverteidigung gegeben. Hinzu kam, dass USAFE den Bunker in direkter Nachbarschaft zu Rhein Control für ein "Control and Reporting Center" (CRC) baute. Bereits 1963 wurden in den Bunker moderne Datenverarbeitungsanlagen und Radarsichtgeräte eingebracht. Die Luftverteidigung war mit diesen Anstrengungen der Flugsicherung weit voraus.
Die Grundlage des LV-Sicherungssystems war eine Kette von Hochleistungs-Radarstationen. Die Arbeitsweise entsprach mehr oder weniger der der Kriegsjahre. Dieses System war wegen der hohen Geschwindigkeiten der neuen Flugzeuggeneration überholt. Die Amerikaner bauten deshalb bereits 1952 in ihrem Lande das halbautomatische Luftverteidigungssystem SAGE (Semi Automatic Ground Environment) auf.
Die durch den MEDIATOR Plan der Engländer ausgelöste Diskussion innerhalb EUROCONTROLs und der NATO führte 1963 zu einem Outline Plan for an Operations Concept for the site ERWIN. EUROCONTROL und die entsprechenden NATO Gremien gingen, wie schon weiter oben ausgeführt, davon aus, dass die notwendige Koordination zwischen den militärischen und den zivilen Flugsverkehrsdiensten am besten in einer zivil-militärisch gemeinsam betriebenen FS-Zentrale erreicht werden könnte. Die Aufgaben von Rhein Control sollten deshalb künftig insgesamt vom Bunker ERWIN aus durchgeführt werden. Als Betriebsverfahren sah der Plan vor den General Air Traffic (GAT) von der zivilen Komponente zu kontrollieren, mit Vorrang auf den Vorherbestimmten Strecken (Predetermined Routes), den Operationellen Luftverkehr von der militärischen Komponente und vom GAT und allem anderen Verkehr, mit Ausnahme der Luftverteidigungsflüge zu staffeln. Man fragte sich, warum nicht auch von diesem Verkehr? Der Grund war, dass der LV-Verkehr separat von NATO LV-Stellen geführt wurde.
Nachdem im Januar 1964 die Konsolen für die Flugsicherungskomponente im Bunker ERWIN (Site GO) bei Börfink installiert worden waren, konnte die technische Funktionsüberprüfung beginnen. Man hoffte, am 15. März mit der betrieblichen Erprobung beginnen zu können. Als Zeitpunkt für die Übernahme war der 1. Juni des gleichen Jahres vorgesehen. Vorher sollten jedoch noch mehrere Erprobungen erfolgen, denn am 24./25. Februar 1964 schlug der FüL bei einer gemeinsamen Luftverteidigungs-/Flugsicherungs-Besprechung im amerikanischen Hauptquartier einen Drei-Phasen Plan für Börfink CRC, welches das 412L System betrieb, vor.
In der Phase I sollte das Gerät erprobt werden. Außerdem sollten Verfahren erarbeitet werden, die die Ausübung der Flugsicherungsdienste erlaubten ohne die Luftverteidigungsdienste zu beeinflussen. In der Phase II sollte eine zivil/militärische Gruppe das System auf seine Tauglichkeit für die gestellte Aufgabe erproben. In der Phase III sollte Rhein Control in den Bunker Börfink verlegt werden.
Auf militärischer Seite legte man fest, dass, falls in der Phase II die zivile Seite entscheiden sollte, nicht in den Bunker zu verlegen, Site GO (Börfink) auf jeden Fall für die Kontrolle spezieller militärischer operationeller Flüge genutzt werden soll. Das Ganze war eine voreilige unabgestimmte Planung.
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Die Geschichte der militärischen Flugsicherungsstellen der Deutschen Luftwaffe von 1955 bis 1981
Band 6, RHEIN UAC, LIPPE MATRAC, FÜRSTY, EIDER und WESER RAPC
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