Der Flugsicherungsbetrieb in Norddeutschland war geprägt von der dominierenden Rolle der Royal Air Force im eigenen Heimatland. Sie konnte in Norddeutschland den gesamten Luftraum nutzen. Selbst in Flughafennähe existierten bis zum September 1952 wenige kontrollierten Lufträume. Auch im überörtlichen Bereich hielten sich die Briten zurück. An den folgenden militärischen Flugplätzen waren lediglich Ab - und Anflugkorridore eingerichtet: Köln/Wahn, Gütersloh, Celle, Sylt, Fassberg, Geilenkirchen, Bückeburg, Wunstorf, Ahlhorn, Oldenburg, Wildenrath, Brüggen, Laarbruch, Jever und Schleswigland. Diese und sicherlich auch andere Gründe führten dazu, dass in der britischen Zone nur Fluginformationsdienst (FIS) bereitgestellt wurde. Er wurde von zivilen Angestellten der britischen Luftfahrtabteilung des Alliierten Hochkommissars (HICOG) und der RAF in der FS-Zentrale (ATCC) ausgeübt, die in Räumen des Kurmittelhauses in Bad Eilsen untergebracht war.
Für die deutsche Luftwaffe spielten die in Hannover bereitgestellten Dienste zumindest bis 1960 keine Rolle. Die Luftwaffe befand sich zwar seit 1960 in einem stürmischen Aufbau, aber dieser Aufbau vollzog sich zunächst im süddeutschen Raum. Die Situation sollte sich jedoch mit Beginn der 60er Jahre erheblich ändern. Denn bereits Ende 1959 wurde das Jabo G 35 in Husum indienstgestellt und im darauffolgenden Jahr folgten das Jabo G 31, das von Büchel nach Nörvenich verlegte, das Jabo G 71 in Ahlhorn und das Jabo G 72 in Leck. Zwei Geschwader, die nun mit der F-86 Sabre ausgerüstet waren.
Den Absichten des BMVg aus dem Jahr 1962 entsprechend sollte die für den norddeutschen Luftraum bestimmte zivil/militärische Flugsicherungs-Zentrale in Goch gebaut werden, die für den süddeutschen in Birkenfeld. Die Bedingungen hatten sich Anfang 1964 nicht nur im fachlichen Bereich geändert, sondern in der grundsätzlichen Planung der Organisation EUROCONTROL. Denn am 28. Februar 1964 entschied die Kommission der Organisation auf ihrer 6. Sitzung eine gemeinsame zivil/militärische Flugsicherungszentrale für den oberen Luftraum im Gebiet der 2.ATAF zu bauen. Die Zentrale sollte auf niederländischem Gebiet im Raume Maastricht errichtet werden.
Denn insgesamt betrachtet konnte die MATRAC Goch, nachdem 1965 die Arbeiten endlich begonnen hatten, in einer sehr kurzen Zeit in Betrieb genommen werden. Auch ist zu berücksichtigen, dass im Gegensatz zu anderen Organisationen die Luftwaffe keine Simulationen durchführen konnte, um zu einer optimalen Arbeitsplatzorganisation zu kommen. Deshalb war die Betriebsaufnahme zum 1. April 1969 voller Ungewissheiten; Korrekturen an dem Geplanten konnten vor diesem Hintergrund nicht ausbleiben. Eine erste grundsätzliche Korrektur am Betriebskonzept betraf die GAT-Lagedarstellung. Denn bereits während des Probebetriebes zeigte sich, dass die Darstellung der zivilen Flüge mittels der an der Stirnwand des Kontrollraums angebrachten Luftstraßenkarte viel zu umständlich war, und dass die gemeinsame Darstellung der zivilen und militärischen Flüge mittels des Mehrfachstreifensystems in einem Arbeitstisch dem Erfordernis vollauf genügte.
Der Dualismus und die nicht endenden Auseinandersetzungen mit der Bundesanstalt für Flugsicherung, hier zivile, dort militärische Flugsicherung, hat den Ausbau der militärischen Bezirkskontrolle über Jahre verzögert. Dabei blieb unberücksichtigt, daß dieser Ausbau politisch so gewollt war. Die MATRAC Goch überlebte diese Zeit recht gut, denn sie konnte ab 1970 den militärischen Erfordernissen und dem Sicherheitsbedürfnis der zivilen Luftraumnutzer weitgehend entsprechen.
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Band 6, RHEIN UAC, LIPPE MATRAC, FÜRSTY, EIDER und WESER RAPC
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