Wenn man über die Anfänge von WESER Approach Control spricht, darf man nicht die ersten Versuche der deutschen Flugsicherung unerwähnt lassen, automatische Funktionen in den Betriebsablauf einzuführen. Schützenhilfe hierzu leistete die holländische Firma Hollandse Signaalapparaten, die bereits 1957 ein Versuchsmodell für ein Kontrollstreifendrucksystem vorstellte, das in der Folgezeit weiterentwickelt und 1961 unter dem Kürzel "SATCO 1" (Signaal Air Traffic Control System) bei der Bezirkskontrolle Amsterdam in Betrieb genommen wurde. So einfach SATCO 1 auch war, es war eine gewisse Sensation, denn, obwohl in Flugsicherungskreisen in diesen Jahren viel von Automatisierung gesprochen wurde, waren noch in keiner anderen Flugsicherungsstelle automatisierte Funktionen vorzufinden. SATCO 1 sah zahlreiche Funktionen vor, doch letztlich druckte es "nur" Flugverlaufsstreifen. Dennoch, der Anfang war gemacht, und noch während an SATCO 1 gearbeitet wurde, war man bereits dabei, SATCO 2 zu entwickeln.
Für diese Anlage interessierte sich der FüL VI 2. Er schlug Anfang 1961 vor, das damals bei Hollandse Signaalapparaten geheim gehaltene "Projekt S6117 DU" als eine Versuchsanlage zu beschaffen. Er glaubte, dass ohne Zuhilfenahme moderner automatischer Übertragungs-, Rechen- und Lagedarstellungsanlagen die Flugsicherung ihre zukünftigen Aufgaben nicht mehr wahrnehmen könne. Mit dem Versuch war beabsichtigt, zumindest 1961 die Abgrenzung des Flugsicherungs-Kontrollleiters zur automatischen Funktion der Anlage zu erforschen. Der BMVg übernahm damit Pionierdienste in Sachen Automatisierung von Flugsicherungsaufgaben, die eigentlich Sache der BFS waren. Offensichtlich war auf der militärischen Seite genügend Geld hierfür vorhanden.
Die USAFE, RAF und CAF Anflugkontrollstellen waren hiervon nicht betroffen. Sie blieben selbständig. Der BMV stimmte der Beschaffung der Anlage für die in Bremen geplante zivile Flugsicherungs-Regionalstelle zu. Mit der Verzögerung beim Bau der Regionalstelle musste dieser Plan dann jedoch geändert werden. So kam es, dass parallel zum Aufbau von WESER RAPCON auf dem gleichen Gelände die Aufbauarbeiten für die geplante Flugsicherungs- Regionalstelle Bremen ACC und für SATCO 2 liefen.
Da die für WESER RAPCON geplante und später für die zivil/militärisch integrierte Flugsicherungs-Regionalstelle Bremen vorgesehene Anlage prinzipiell nach dem gleichen Prinzip konzipiert war wie die in Amsterdam, galt dies natürlich auch für die für Bremen vorgesehene Anlage. Damit begann eine Phase der Neukonzipierung, bis schließlich 1968 für Bremen die ersten Probeläufe durchgeführt werden konnten. Inzwischen war die Entwicklung in der Automatisierung weiter fortgeschritten, so dass Ende 1969 der Entschluss gefasst werden musste, SATCO 2 auszusondern. Nach Auffassung der Bundesanstalt für Flugsicherung hätte sich eine Modernisierung auf weitere 13.000.000 DM belaufen, zu einer Zeit in der die FS-Zentrale Rhein Control nicht einmal mehr mit Toilettenpapier versorgt wurde! Dieses Risiko wollte nach den bitteren Erfahrungen auch der BMVg nicht mehr eingehen. So wurde SATCO 2 ausgesondert und abgeschrieben; ein Verlust von ca. 30 Millionen DM. WESER RAPCON, das über die Jahre in einer Holzbaracke sehr beengt untergebracht war, konnte nun, Anfang Februar 1971, in den bis dahin von der SATCO Anlage belegten und nun freiwerdenden Kontrollraum umziehen.
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Band 6, RHEIN UAC, LIPPE MATRAC, FÜRSTY, EIDER und WESER RAPC
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